Zu den B-Vitaminen gehört eine Gruppe von acht Vitaminen, die bei zahlreichen biochemischen Reaktionen im Körper als Coenzyme wirken. Sie tragen unter anderem bei zu einem normalen Energiestoffwechsel und sind wichtig für zelluläre Wachstums- und Reparaturprozesse im Körper. Dabei tragen sie bei zu einer normalen Funktion des Nervensystems, des Immunsystems und zu einer normalen psychischen Funktion. B-Vitamine können vom Körper nicht oder nur in geringem Umfang gebildet werden. Wir sind also darauf angewiesen, diese Vitamine mit der Nahrung zu uns zu nehmen. Da B-Vitamine in hohem Maße zusammenwirken, ist es sehr wichtig, alle einzelnen B-Vitamine in ausreichender Menge vorhanden sind. Einseitige Ernährung, Absorptionsprobleme oder ein erhöhter Bedarf an einem bestimmten Vitamin untergraben die Funktion von B-Vitaminen im Allgemeinen. Ein (sub)klinischer Vitamin-B-Mangel tritt häufig auf (Sivaprasad, 2019; Muskiet, 2015). Dieser führt zu verschiedenen Mangelerscheinungen, die nicht immer erkannt werden. Aufgrund ihrer gemeinsamen Wirkung ist es ratsam, einen Komplex, der alle acht B-Vitamine enthält, zu ergänzen, um die beabsichtigte Wirkung zu erzielen. Eine ergänzende Gabe einzelner B-Vitamine kann zur Behebung spezieller Mangelerscheinungen ausreichen.
Wichtige Funktionen der B-Vitamine sind ihre Rolle im Zitronensäurezyklus zur normalen Energiestoffwechsel, ihre Rolle bei der Methylierung sowie ihre Rolle bei der normalen Zellteilung, bei Reparaturmechanismen und in flexiblen Zellmembranen. Daher werden sie auch für eine gesunde Haut, für gesunde Haare, Nägel und Schleimhäute gebraucht. In stressreichen Zeiten werden besonders viele B-Vitamine verbraucht und tragen Sie bei zur Verringerung von Müdigkeit. Menschen mit einseitigen Essgewohnheiten, die hauptsächlich aus verarbeiteten Produkten und weniger aus Obst und Gemüse besteht, riskieren einen Vitamin-B-Mangel. Vegetarier und Veganer, die keine tierischen Produkte zu sich nehmen, sind einem erhöhten Risiko eines Vitamin-B-12-Mangels ausgesetzt. Schwangere Frauen und (kleine) Kinder im Wachstum haben einen erhöhten Bedarf an B-Vitaminen. Zum Beispiel trägt Folat bei zum Wachstum des mütterlichen Gewebes während der Schwangerschaft. Ein höheres Alter kann der Grund für eine geringere Absorption und Umwandlung der B-Vitamine sein. Eine Malabsorption im Magen-Darm-Trakt tritt häufig auf und kann zu einer reduzierten Aufnahme von Nährstoffen und Vitaminen führen. Die Einnahme von Medikamenten und Antikonzeptiva kann einen erhöhten Bedarf an B-Vitaminen bewirken. Auch genetische Variationen beeinflussen den Vitamin-B-Status. Eine ausführliche Erklärung und Quellenangaben finden Sie nachstehend in dieser Monographie.
B-Vitamine sind als Coenzyme an sehr vielen verschiedenen biochemischen Reaktionen des Körpers beteiligt. Nachstehend folgt eine Erklärung der wichtigsten Reaktionen.
Energieproduktion
B-Vitamine liefern selbst keine Energie, helfen aber dabei, Energie aus Kohlenhydraten, Eiweißen und Fetten in Form von Adenosintriphosphat (ATP) freizusetzen. Sie fungieren als Coenzyme in den verschiedenen Phasen des Energiestoffwechsels (Depeint, 2006; Tardy, 2020).
Bei der Glykolyse, während welcher im Zytosol Glucose in zwei Moleküle Pyruvat umgewandelt wird, spielt Vitamin B3 eine Rolle. Vitamin B1 fungiert als Coenzym für das Enzym Pyruvatdehydrogenase, das die Umwandlung des aus der Glykolyse hervorgehenden Pyruvats in Acetyl-Coenzym A (Acetyl-CoA) ermöglicht. Vitamin B1 nimmt also eine Schlüsselfunktion ein auf dem Schritt von der Glykolyse im Zytosol zum Zitronensäurezyklus in den Mitochondrien der Zelle, für den Acetyl-CoA das Ausgangsprodukt ist. Auch Vitamin B5 ist wichtig als Coenzym für Pyruvatdehydrogenase. Es ist der Baustein für Acetyl-CoA. Die Glykolyse und der Zitronensäurezyklus liefern ATP (beide 2 Moleküle ATP), in der Atmungskette werden jedoch sage und schreibe 32 Moleküle ATP aus den Molekülen FADH2 und NADH erzeugt, den Derivatformen der Vitamine B2 und B3. Sowohl das Molekül FAD (umgewandelt aus Vitamin B2) als auch NAD+ (umgewandelt aus Vitamin B3) können Protonen und Elektronen akzeptieren, die bei der Glykolyse und im Zitronensäurezyklus freigesetzt werden. Die Protonen und Elektronen werden anschließend an die Elektronentransportkette abgegeben, die den Enzymkomplex ATP-Synthase antreibt, welcher ADP und anorganisches Phosphat in ATP verwandelt (Prozess der oxidativen Phosphorylierung). Als Coenzym ist Biotin (Vitamin B8) unverzichtbar für das Funktionieren der mitochondrialen Carboxylasen, die bei der Glykogen- und Fettsynthese, im Aminosäurestoffwechsel und im Zitronensäurezyklus eine Rolle spielen. Vitamin B6, Folat und Vitamin B12 sind nicht direkt am Zitronensäurezyklus beteiligt, beeinflussen aber den Energiehaushalt unter anderem durch die Produktion von Hämoglobin, das im Körper Sauerstoff transportiert. Vitamin B6 ist außerdem wichtig für das Funktionieren von Enzymen (Cytochrome) in der Elektronentransportkette.
Methylierung
Verschiedene B-Vitamine spielen eine Rolle bei der Methylierung, einer organischen Reaktion, in der eine Methylgruppe (CH3: 1 Kohlenstoffatom und 3 Wasserstoffatome) an andere Moleküle gekoppelt wird, wie Eiweiße, Aminosäuren, Enzyme oder DNA. Die Methylierung geschieht in allen Körperzellen. Sie spielt eine sehr wichtige Rolle beim Erhalt der physiologischen Körperfunktionen.
Folat, Vitamin B2, Vitamin B6 und Vitamin B12 sind wesentlich für den Folat- und Homocysteinstoffwechsel, in dem Methylgruppen geliefert werden (Blom, 2011). Vitamin B2 ist als Cofaktor wichtig für die Synthese der aktiven, coenzymatischen Form von Folat (5-MTHF). Diese Folatform fungiert als Methylgruppendonator für die Remethylierung von Homocystein zu Methionin. Homocystein ist ein körpereigener Stoff, der im Stoffwechsel aus der essentiellen Aminosäure Methionin produziert wird. Es ist ein toxisches Stoffwechselprodukt, das unter normalen Umständen wieder umgeformt wird. Zusammen mit Vitamin B12 und Vitamin B6 ist Folat also wichtig für die Normalisierung des Homocystein-Gehalts im gesamten Körper. Ein erhöhter Homocystein-Gehalt geht einher mit einem erhöhten Risiko auf Herz- und Kreislauferkrankungen (u. a. Venen- und arterielle Thrombose, Herzinfarkte und Schlaganfälle) (Blom, 2011). Vitamin B6 kann auch als Cofaktor beim Abbau von Homocystein zu Cystein auftreten. Cystein ist ein Eiweißbaustein und ein Vorläufer von Glutathion, einem wichtigen Antioxidans (Dalto, 2017). Die Aminosäure Methionin kann erneut in den universalen Methylgruppendonator S-Adenosylmethionin (SAM) umgewandelt werden, der überall zu Methylierungsprozessen eingesetzt werden kann.
Die DNA-Methylierung reguliert beispielsweise die Genexpression. Der Folatstoffwechsel liefert Methylgruppen für die Synthese von Purinen und Pyrimidinen, den Bausteinen der Nukleinsäuren DNA und RNA (Friso, 2017). Dieser epigenetische Prozess, der in der embryonalen Phase entsteht, kann die Gesundheit das ganze Leben hindurch beeinflussen (Mandaviya, 2019).
Außerdem werden Methylgruppen zum Beispiel auch gebraucht zur Methylierung von Phospholipiden in der Zellmembran, der DNA-Methylierung für zelluläre Reparaturprozesse sowie zur Methylierung von Myelin zur Regenerierung der Nerven. Folat und Vitamin B12 sind eng an der Synthese von Hämoglobin beteiligt, dem eisenhaltigen Eiweiß, das Sauerstoff an sich bindet.
Methylgruppen haben außerdem eine Funktion bei der Aktivierung von Neurotransmittern. Methylcobalamin, die biologisch aktive Form von Vitamin B12, kann vom Körper direkt als Methyldonator verwendet werden. Es beeinflusst die Produktion von Neurotransmittern und die Bildung der Myelinscheide von Nervenzellen und hat damit eine wesentliche Bedeutung für die Funktion des Nervensystems. Auch Vitamin B6 spielt bei der Unterstützung der Hirnfunktionen eine wichtige Rolle. Als Coenzym ist es am Aminosäuren-Stoffwechsel und an der Synthese verschiedener Neurotransmitter (Monoamine) beteiligt, darunter Serotonin, Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin sowie GABA. Serotonin wird beispielsweise aus der Aminosäure L-Tryptophan hergestellt, mithilfe der biologisch aktiven Form von Vitamin B6. Vitamin B6 braucht die Vitamine B2 und B3, um in der Leber in seine aktive Form umgewandelt zu werden. Die Methylierung von Serotonin führt zur Bildung des Schlafhormons Melatonin. Genügend viel Vitamin B6 wird also unter anderem zur Verhaltensregulierung und für einen guten Schlafrhythmus benötigt. Eine aktuelle Studie betont die synergistische Wirkung der Vitamine B1, B6 und B12 in ihrem Beitrag zu einem gesunden Nervensystem (Calderón-Ospina, 2020).
B-Vitamine sind wichtig für eine normale Zellteilung, für Reparaturmechanismen und flexible Zellmembranen. Damit werden sie auch für eine gesunde Haut, für gesunde Haare, Nägel und Schleimhäute gebraucht (DiBaise, 2019).
Interaktionen zwischen den einzelnen B-Vitaminen
Ausführliche Informationen zu den einzelnen B-Vitaminen findet man in den jeweiligen Monographien. Die wichtigsten Interaktionen der B-Vitamine untereinander werden nachstehend angegeben:
· Vitamin B1 (Thiamin): Synthese kann durch Vitamin B6 gehemmt werden.
· Vitamin B2 (Riboflavin): Ist ein Cofaktor für das Enzym MTHFR, das an der Bildung von aktivem Folat beteiligt ist. Zusammen mit Vitamin B6 wirkt es als Coenzym bei der Bildung von Vitamin B3 (Niacin) aus der Aminosäure Tryptophan. Es hilft auch, die aktive Form von Vitamin B6 (Pyridoxal-5-Phosphat, P5P) aus Pyridoxin herzustellen, die vom Körper leichter aufgenommen werden kann.
· Vitamin B3 (Niacin): Kann im Körper in beschränktem Umfang aus Tryptophan hergestellt werden. Vitamin B3 wird auch als Cofaktor zur Bildung von P5P (aktives Vitamin B6) in der Leber benötigt.
· Vitamin B5 (Pantothensäure): Sorgt in Anwesenheit der Vitamine B1, B2 und B3 für die Bildung von Acetyl-CoA, dem Ausgangsprodukt des Zitronensäurezyklus.
· Vitamin B6 (Pyridoxin): enge Zusammenwirkung mit Folat (Vitamin B11) und Vitamin B12.
· Vitamin B8 (Biotin): enge Zusammenwirkung mit Folat, Vitamin B5 und Vitamin B12.
· Vitamin B11 (Folat): enge Zusammenwirkung mit Vitamin B6 und Vitamin B12 im Methylierungsprozess. Bei ergänzender Verabreichung des einen steigt auch der Bedarf an den anderen.
Vitamin B12 (Cobalamin): enge Zusammenwirkung mit Folat und Vitamin B6.
Produktion von Vitamin B
B-Vitamine werden von Pflanzen, Hefen und Bakterien produziert. Auch unsere Darmbakterien (Darmflora) sind Lieferanten der B-Vitamine. Die B-Vitamine, die von unserer Darmflora produziert werden, dienen oft zur Unterstützung der Darmflora selbst; von Darmbakterien produziertes Vitamin B6 und Folat finden ihren Weg in den Körper (Yoshii, 2019). Nahrung ist für den Menschen die wichtigste Quelle an B-Vitaminen. Die B-Vitamine aus der Nahrung sind alle wasserlöslich und werden nach ihrer Aufnahme durch den Dünndarm über das Blut transportiert. In der Leber findet die biochemische Umwandlung der B-Vitamine in ihre aktive, coenzymatische Form statt. Das ist insbesondere für die Vitamine B2, B6, B11 (Folat) und B12 von wesentlicher Bedeutung. Die einzelnen Monografien gehen näher darauf ein.
Nährstoffquellen für Vitamin B
B-Vitamine kommen in vielen verschiedenen Sorten von Fleisch, Fisch, in Eiern, Getreide, Gemüse, Nüssen und Obst vor. Die wichtigste Vitamin-B-12-Quelle ist Nahrung von tierischer Herkunft (Watanabe, 2007). Getreide zählt nicht zu den Nahrungsmitteln, die unseren Genen am nächsten sind (Urnahrung), und daher empfehlen wir es auch nicht. B-Vitamine müssen zur Wahrung des B-Vitamin-Status täglich Teil der Nahrung sein. Um möglichst viele verschiedene B-Vitamine zu sich zu nehmen, sind eine abwechslungsreiche Ernährung und der Verzehr tierischer Produkte extrem wichtig.
Die B-Vitamine aus der Nahrung werden - oft mithilfe spezieller Transporter - vom Dünndarm absorbiert und anschließend zum Weitertransport in den Körper ans Blut abgegeben. Die Aufnahme von Vitamin B12 verläuft komplizierter. Da Vitamin B12 in der Nahrung an tierische Eiweiße gebunden ist, muss es erst im Magen mithilfe des Enzyms Pepsin freigesetzt werden. Danach wird freies Vitamin B12 an den Intrinsic Factor (IF) gekoppelt - ein von der Magenschleimhaut produziertes Eiweiß - und kann dann vom Dünndarm absorbiert werden. Die Epithelzellen des Dünndarms entkoppeln den IF-Vitamin-B12-Komplex, wodurch freies Vitamin B12 für den Körper verfügbar wird. Ein ganz kleiner Teil des Vitamins B12 (circa 1 %) kann übrigens durch einen passiven Transport (Diffusion) absorbiert werden (Chan, 2016).
Ausscheidung und Lagerung
B-Vitamine sind wasserlöslich. Dadurch kann der Körper sie nicht oder kaum speichern. Vitamin B12 bildet hierzu eine Ausnahme, denn es wird in größeren Mengen in der Leber gespeichert. Die meisten anderen B-Vitamine werden nur in einer geringen Menge in der Leber gespeichert, der Rest wird vom Körper über den Urin ausgeschieden.
Die Zusammensetzung unserer westlichen Ernährung hat sich in den letzten 50 bis 100 Jahren verändert. Die Menge an Mineralstoffen, Vitaminen, Phytonutrienten und Eiweißen in unserer Nahrung hat abgenommen (Davis, 2004; Mayer, 1997; White, 2005) und hat oft Zuckern und raffinierten Kohlenhydraten Platz gemacht. Diese Kohlenhydrate enthalten wenig oder keine Nährstoffe, liefern jedoch viel Energie. Und damit erhöhen sie gerade den Bedarf an Nährstoffen, die diese Energie gut verarbeiten können, wie die B-Vitamine. Durch die Änderungen bei unserer westlichen Ernährung, den reduzierten/weniger abwechslungsreichen Verzehr von Gemüse, Obst und Fisch (CBS, 2015), aber auch durch die Nahrungsverarbeitung und -zubereitung (Thompson, 2014) treten Vitamin-B-Mängel häufiger auf (Darnton-Hill, 2019). Diese Kombination aus einem erhöhten Bedarf an B-Vitaminen und einem verringerten Angebot in der Ernährung kann die Ursache verschiedener Gesundheitsbeschwerden und Krankheiten sein.
Lebensstilfaktoren
Neben der Ernährung spielen in der westlichen Gesellschaft auch andere Faktoren eine Rolle, die den Vitamin-B-Status beeinflussen. Kontinuierliche Exposition an Umwelttoxine (Rider, 2019), aber auch Faktoren des Lebenswandels wie Rauchen (Shekoohi, 2017) und Alkoholkonsum (Cook, 1998) haben einen Effekt auf den Vitaminstatus. Auch bei Stress (Young, 2019) wird permanent Vitamin B gebraucht , um beispielsweise zelluläre Reparaturmechanismen in Gang zu setzen und das Energieniveau zu wahren. In diesen Fällen kann es erforderlich sein, den Vitamin-B-Status zu erhöhen.
Risikogruppen
Ernährung und Lebenswandel beeinflussen den Vitamin-B-Status. Außerdem besteht in manchen Situationen ein erhöhter Bedarf an B-Vitaminen.
Menschen mit einseitigen Essgewohnheiten, die hauptsächlich aus verarbeiteten Produkten und weniger aus Obst und Gemüse besteht, riskieren einen Vitamin-B-Mangel. Vegetarier und Veganer, die keine tierischen Produkte zu sich nehmen, laufen ein erhöhtes Risiko auf einen Vitamin-B12-Mangel (Rizzo, 2016).
Schwangere Frauen und (kleine) Kinder im Wachstum haben einen erhöhten Bedarf an B-Vitaminen (Gernand, 2016). B-Vitamine sind an zellulären Wachstumsprozessen und der Entwicklung des Zentralen Nervensystems beteiligt (unter anderem Folat) und daher von wesentlicher Bedeutung für eine gute Entwicklung des Fötus und von heranwachsenden Kindern.
In höherem Alter können Absorption und Umwandlung der B-Vitamine reduziert sein (Darnton-Hill, 2019). Die Magenschleimhaut von Senioren zeigt oft Spuren von Atrophie, wodurch der Intrinsic Factor in geringerem Umfang produziert wird. Dieser ist jedoch wichtig für eine gute Aufnahme von Vitamin B12 im Darm (Stover, 2010).
Eine Malabsorption im Magen-Darm-Trakt tritt häufig auf und kann zu einer reduzierten Aufnahme von Nährstoffen und Vitaminen führen. Eine beeinträchtigte Vitamin-B-Absorption wurde bei Individuen mit Zöliakie (Wierdsma, 2013), chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (Huang, 2017) und bei Patienten mit Magenverkleinerung (Magenbypass-Operation) (Allen, 2018) nachgewiesen. Auch Grunderkrankungen wie Krebs (Solomon, 2016), Anorexia nervosa (Achamrah, 2017) und Schilddrüsenprobleme (Jabbar, 2008) können einen Vitamin-B-Mangel auslösen.
Eine Medikamenteneinnahme kann zu einem erhöhten Bedarf an B-Vitaminen führen. Viele verwendete Arzneimittel, wie Metformin bei Diabetes Typ II und Protonenpumpenhemmer bei Magenbeschwerden, können den Vitamin-B-Spiegel senken, mit daraus folgenden klinischen Mangelerscheinungen (Chapman, 2016; Nehra, 2018). Antikonzeptiva können unter anderem den Vitaminpegel bei den Vitaminen B6, B11 und B12 senken (Mohn, 2018).
Auch genetische Variationen beeinflussen den Vitamin-B-Status. Ein wichtiges Enzym für den Transport von Folsäure ist MTHFR. Dieses (Vitamin-B2-abhängige) Enzym wandelt Folsäure um in aktives Folat (5-MTHF), das unter anderem für Methylierungsprozesse und den Homocysteinstoffwechsel benötigt wird (McAuley, 2016). Eine häufig auftretende Abweichung des MTHFR-Gens (C677T-Polymorphismus) bewirkt eine reduzierte Funktion dieses MTHFR-Enzyms, wodurch weniger aktives Folat gebildet wird. Dies wurde mit verschiedenen Erkrankungen in Verbindung gebracht (Liew, 2015).
Für eine optimale Wirkung der B-Vitamine ist es wichtig, dass jedes B-Vitamin in ausreichender Menge vorhanden ist, da diese in hohem Maße zusammenwirken und ihre Wirkung wechselseitig erhöhen (synergistische Wirkung) (Kennedy, 2016). Unsere Nahrung enthält oft nicht genug B-Vitamine. Wenn die Produktion im Darm und die Menge und Vielfalt der B-Vitamine in der Ernährung unzureichend sind, kann eine Supplementierung (vorübergehend) eine Lösung bieten.
Eine ergänzende Gabe des B-Vitamin-Komplexes mit allen B-Vitaminen kann daher die tägliche Nahrung anreichern. Außerdem wird bei einigen Nahrungsergänzungsmitteln eine Reihe von B-Vitaminen in ihrer aktiven Form angeboten, damit der Körper garantiert und direkt über die wirksame Form verfügt. Das ist wichtig für die Vitamine B2, B6, B11 (Folat) und B12. Das hat den Vorteil, dass eventuelle Probleme bei der Umwandlung in die aktive Form vermieden werden, was in einer höheren biologischen Verfügbarkeit, einer besseren Absorption durch die Körperzellen und einer geringeren Belastung der Leber resultiert (Vrolijk, 2017; Obeid, 2016).
Ein B-Vitamin-Komplex kann ergänzend verabreicht werden, um den Vitamin B-Status im Körper zur Unterstützung des Energiestoffwechsels zu erhöhen und um die Methylierungsprozesse in die richtigen Bahnen zu leiten. Gerade in Situationen, in denen man sowohl auf körperlichem als auch auf geistigem Niveau stark gefordert ist, ist eine ergänzende Einnahme von B-Vitaminen sehr wertvoll. Sie tragen bei zu einer normalen:
· Funktion des Nervensystems,
· Funktion des Immunsystems
· Herzfunktion,
· Geistigen Leistung,
· Aminosäuresynthese,
· Bildung roter Blutkörperchen,
· Normalen Blutbildung.
Darüber hinaus tragen sie bei zur normalen psychischen Funktion, zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung, schützen die Zellen vor oxidativem Stress und tragen Sie bei zu einer normalen Synthese und zu einem normalen Stoffwechsel von Steroidhormonen, Vitamin D und einigen Neurotransmittern. Für spezifische Indikationen pro Vitamin verweisen wir auf die einzelnen Monographien.
Wissenschaftliche Begründung
Energieprobleme
Die B-Vitamine spielen eine wesentliche Rolle bei den verschiedenen Schritten der Energieproduktion in der Zelle: bei der Produktion des Enzyms Acetyl-CoA aus Makronutrienten (Vitamin B1, B2, B3 und B5), im Zitronensäurezyklus (Vitamin B1, B2, B3, B5, B6, B8 und B12) und bei der oxidativen Phosphorylierung (Vitamin B2, B3 und B5). Eine Studie zeigt, dass ein Mangel an einem oder mehreren B-Vitaminen zu einer ganzen Reihe von Beschwerden führen kann, die mit körperlicher und psychischer Ermüdung einhergehen (Tardy, 2020).
Gestörte Physiologie
Ein Vitamin B-Mangel kann unter anderem den Homocystein-Stoffwechsel stören, wodurch eine Homocysteinämie auftreten kann. Homocystein ist ein toxisches Stoffwechselprodukt, das bei einer normalen Physiologie in Methionin verwandelt wird. Ein erhöhter Homocystein-Gehalt stellt ein Risiko für verschiedene Erkrankungen dar, wie in einer Studie erläutert wird (Azzini, 2020). So ist ein hoher Homocystein-Gehalt im Blut mit Schwangerschaftskomplikationen, Herz- und Gefäßkrankheiten, Adipositas und Nierenerkrankungen assoziiert, allerdings auch mit Autismus und ADHD. Bei Senioren besteht auch eine Verbindung zu neurodegenerativen Erkrankungen, Depressionen und Osteoporose.
Diese Studie (Azzini, 2020) betont die Bedeutung neuer Versuchsanordnungen in der klinischen Forschung, gerichtet auf intraindividuelle Variabilität und Interaktionen zwischen verschiedenen Faktoren, um so die Wirkung einer ergänzenden Vitamingabe nachweisen zu können.
Diese Studie (Calderón-Ospina, 2020) geht tiefer auf die (synergistische) Rolle der Vitamine B1, B6 und B12 im peripheren Nervensystem ein. Alle drei haben ihre jeweils eigene, einzigartige Aufgabe (Vitamin B1 vor allem bei der Reduzierung von oxidativem Stress, B2 als schützende Substanz und B12 als Myelin-regenerierender Stoff), man geht jedoch davon aus, dass sie einander für eine normale Physiologie brauchen. Es wird darauf hingewiesen, dass weitere klinische Studien nötig sind, um diese Hypothese zu überprüfen und zu vergleichen, was die Kombination der Vitamine B1, B6 und B12 hinsichtlich der individuellen B-Vitamine bei Menschen mit einer peripheren Neuropathie bewirkt. Bereits zu einem früheren Zeitpunkt zeigte sich, dass kein einziges der individuellen B-Vitamine bei der Linderung neuropathischer Schmerzen und der Wiederherstellung der Nervenfunktion bei Ratten mit einer experimentell induzierten diabetischen Neuropathie so wirksam war wie die Kombination aller drei B-Vitamine in hoher Dosierung (Jolivalt, 2009).
Stressreiche Zeiten
Eine Behandlung mit Vitamin B-Nahrungsergänzungsmitteln kann Stresssymptome reduzieren (Young, 2019). Das belegt eine aktuelle Metaanalyse von acht randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studien an gesunden Personen und Personen mit einem erhöhten Risiko auf Depression, Angst und Stressstörungen. In allen Studien wurde täglich ein Vitamin B-Supplement mit =3 B-Vitaminen (größtenteils Multivitaminpräparat) über einen Interventionszeitraum von mindestens vier Wochen verabreicht. Eine Nahrungsergänzung erwies sich insbesondere für die Personen mit einer schlechten Stimmung und für die Personen mit einem schlechten Ernährungsstatus als günstig.
Eine der Studien zeigt, dass junge Erwachsene nach vierwöchiger Einnahme eines Multivitamin-/ Multimineralstoffpräparate (B-Vitamine, Vitamin C, Zink, Calcium und Magnesium) im Vergleich mit einer Placebo-Verabreichung in signifikant besserer psychischer Verfassung waren. Hierbei wurde ein Zusammenhang mit Multivitamin Einnahme, erhöhten Vitamin B-Werten und Reduktion von Depression und bedrückten Stimmungen (White, 2015).
Eine Kombination der B-Vitamine mit Cholin, Vitamin C, Valeriana officinalis, Magnesium, Humulus lupulus (Echter Hopfen) und L-Tryptophan kann bei Stress synergistisch wirken.
Für die Einnahme von B-Vitaminen sind keine Kontraindikationen bekannt. Kontrollieren Sie die Abschnitte 'Sicherheit', 'Interaktionen' und 'Synergismus' bezüglich der Wechselwirkungen mit anderen Nahrungsergänzungsmitteln oder Arzneimitteln.
Auf der Grundlage europäischer Richtlinien und Verordnungen sowie lokaler Gegebenheiten legt jedes Land seine eigenen Gesetze und Verordnungen im Hinblick auf Lebensmittel fest. Informieren Sie sich auf der Website Ihrer lokalen Lebensmittelbehörde hinsichtlich der Lebensmittelstandards in Ihrem Land.
Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin-B-Komplex werden in der funktionelle Dosierungen verabreicht, die für die einzelnen B-Vitamine oft die RDA-/AI-Dosis überschreitet, dabei aber die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) festgelegte akzeptable Obergrenze einhält. Die funktionelle Dosierung wird empfohlen, da das Angebot an B-Vitaminen in der Nahrung oft reduziert ist und wir aktuell einen erhöhten Bedarf an B-Vitaminen haben, bedingt durch erhöhten chemischen, psychischen und physiologischen Stress.
Die B-Vitamine sind wasserlöslich und ein Zuviel wird im Prinzip über den Urin ausgeschieden. Allerdings verläuft der biochemische Umwandlungsprozess nicht bei jedem gut. Es kann sein, dass die inaktive Form nicht (in ausreichendem Maß) in die brauchbare, aktive Form des Vitamins umgewandelt wird.
Forschungen haben gezeigt, dass bei vielen Menschen die Umwandlung von Folat (Vitamin B11) in die aktive Komponente (5-MTHF) durch einen Polymorphismus im MTHFR-Gen suboptimal verläuft, wodurch zu wenig aktives Folat gebildet wird. Eine ergänzende Gabe von aktivem Folat kann das Risiko von Gesundheitsproblemen reduzieren (Obeid, 2013).
Vitamin B6 kann sich im Blut anhäufen, wenn es nicht in genügend großem Umfang aufgenommen oder ausgeschieden werden kann. Das kann passieren, wenn wichtige Cofaktoren fehlen (Yvonne van Stigt, 2019). Das Risiko einer Anhäufung im Blut wird durch die ergänzende Gabe der aktiven Form von Vitamin B6 (Pyroxidal-5-Phosphat, P5P) reduziert (Schuitemaker, 2019; Vrolijk, 2017).
Auf der Grundlage europäischer Richtlinien und Verordnungen sowie lokaler Gegebenheiten legt jedes Land seine eigenen Gesetze und Verordnungen im Hinblick auf Lebensmittel fest. Informieren Sie sich auf der Website Ihrer lokalen Lebensmittelbehörde hinsichtlich der Lebensmittelstandards in Ihrem Land.
Die ergänzende Gabe mehrerer B-Vitamine in einem Komplex kann den Körpergeruch verändern und kann nach Einnahme auf einen leeren Magen Übelkeit verursachen. Diese Nebenwirkungen werden abgeschwächt oder bleiben ganz aus, wenn der B-Komplex zusammen mit der Mahlzeit eingenommen wird. Außerdem kann sich der Urin nach Einnahme von Vitamin B-Komplex-Formeln hellgelb bis dunkelgelb verfärben. Das ist eine ungefährliche Nebenerscheinung, bedingt durch die Ausscheidung eines eventuellen Riboflavin-Überschusses (Vitamin B2).
Eine ergänzende Gabe von Vitamin B3 (Niacin) in einer Dosierung von mehr als 30 mg täglich kann Flush (Erwärmung der Haut, die mit Rötung, Juckreiz, Kribbeln und Kopfschmerzen einhergehen kann) verursachen (Food and Nutrition Board, 2000). In höheren Dosierungen kann es Erbrechen, Übelkeit, Hyperglykämie und sogar Leberschäden hervorrufen (Ellsworth, 2014). Die Vitamin B3-Variante ohne Flushsymptome (Inosithexanicotinat) hat dieselben Anwendungsgebiete, dabei aber wenige bis keine Nebenwirkungen.
Bei manchen Menschen kann eine ergänzende Gabe von Vitamin B6 Neuropathien und Sensibilitätsprobleme verursachen, beispielsweise ein Kribbeln in Händen und Füßen und ein Taubheitsgefühl. Die Beschwerden verschwinden im Allgemeinen wieder, wenn die Vitamin B6-Supplementierung gestoppt wird (Schuitemaker, 2019).
B-Vitamine können mit Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln interagieren. Ausführliche Informationen zu den einzelnen B-Vitaminen findet man in den jeweiligen Monographien.
Die B-Vitamine wirken besonders synergistisch aufeinander (Kennedy, 2016; Calderón-Ospina, 2020), wie auch in Abschnitt VI beschrieben. Funktionen der B-Vitamine. Sie brauchen einander und verstärken einander in ihrer Wirkung. Bei einer Nahrungsergänzung mit B-Vitaminen ist es daher sinnvoll, einen B-Vitaminkomplex zu nehmen. Aber auch unterstützende Substanzen wie Vitamin C, Cholin, PABA und Inosit verstärken die Wirkung der B-Vitamine.
Vitamin C ist ein wichtiger Synergist für B-Vitamine. Es beeinflusst die Folat-Genexpression und damit die Aufnahme von Folat durch den Körper (Lucock, 2013). In der Ascorbatform wird Vitamin C gut von der Zelle aufgenommen. Diese Form ist verträglicher für die Magenwand und die Zähne. Cholin ist ein essentieller Nährstoff, der eng mit den B-Vitaminen verwandt ist (Institute of Medicine, 1998). Auch bezüglich PABA und Inosit - Stoffe, die in natürlichen Nahrungsquellen in Kombination mit den B-Vitaminen vorkommen - wird eine synergistische Wirkung mit den B-Vitaminen vermutet.
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