Es ist bereits bekannt, dass B-Vitamine für eine gute kognitive Funktion wichtig sind. Ein Mangel an Vitamin B12 kann zum Beispiel zu verschiedenen neurologischen Gesundheitsproblemen wie Stimmungsschwankungen, Depressionen, Gedächtnisverlust und Demenz führen.
Das Besondere an der neuen, im American Journal of Clinical Nutrition veröffentlichten Studie ist jedoch, dass mit ihr nun eine erste Langzeitstudie zum Zusammenhang zwischen der Aufnahme von B-Vitaminen und der durchschnittlichen kognitiven Leistung vorliegt [1].
Für die vorliegende Untersuchung wurden Daten aus der sogenannten CARDIA-Studie verwendet. Darin wurde vor allem nach Risikofaktoren für die Entwicklung von kardiovaskulären Erkrankungen gesucht. Aber die gesammelten Ernährungsdaten können auch dazu genutzt werden, um andere interessante Zusammenhänge zu untersuchen, zum Beispiel zwischen der Aufnahme von Nährstoffen und der Entstehung von Demenz.
Die vorhandenen Ernährungsdaten erfassen nicht nur, was gegessen wurde, sondern auch, was supplementiert wurde. Dabei wurde in der Studie vor allem auf Niacin (B3), Folat (B11), P5P (B6) und Methylcobalamin (B12) geachtet.
Zu Beginn der Studie waren die Teilnehmer (n = 3136) zwischen 18 und 30 Jahre alt. Die Ernährungsdaten wurden zu Beginn der Studie, nach 7 Jahren und nach 20 Jahren gesammelt. Das verbale Gedächtnis (RAVLT) und die psychomotorische Geschwindigkeit (DSST) wurden 25 Jahre nach Beginn getestet. Zu diesem Zeitpunkt lag das Durchschnittsalter der Teilnehmer bei etwa 50 Jahren.
Mehr Niacin (B3) war signifikant mit einer höheren psychomotorischen Geschwindigkeit korreliert. Teilnehmer, die zu den 20 Prozent mit der höchsten B3-Aufnahme gehörten, erzielten im DSST 3,92 Punkte mehr als Teilnehmer aus den 20 Prozent mit der niedrigsten Aufnahme.
Mehr Folat (B11) war ebenfalls signifikant mit einer höheren psychomotorischen Geschwindigkeit korreliert. Teilnehmer, die zu den 20 Prozent mit der höchsten Aufnahme gehörten, erzielten im DSST 2,56 Punkte mehr als Teilnehmer aus den 20 Prozent mit der niedrigsten Aufnahme.
Mehr Vitamin B6 und B12 waren beide signifikant mit einer höheren psychomotorischen Schnelligkeit korreliert, wenn die höchsten 25 Prozent mit den niedrigsten 25 Prozent verglichen wurden.
Bei allen B-Vitaminen wurden darüber hinaus auch Verbesserungen im verbalen Gedächtnis gefunden, jedoch waren diese weniger ausgeprägt.
Auf der Grundlage ihrer Untersuchung kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass eine „höhere Aufnahme von B-Vitaminen im jungen Erwachsenenalter mit einer verbesserten kognitiven Funktion im mittleren Alter, insbesondere im Bereich der psychomotorischen Geschwindigkeit, assoziiert ist“. Dies impliziert ihrer Ansicht nach auch, dass eine frühzeitige Einnahme von B-Vitaminen das Risiko von beispielsweise Demenz verringern könnte.
Dabei ist es natürlich wirklich bedauerlich, dass nicht der gesamte B-Komplex untersucht wurde. Denn B-Vitamine wirken oft als Komplex zusammen und sind für ihre individuellen Aufgaben stark voneinander abhängig.
Stress und der Konsum von Kaffee und Alkohol wirken stark erhöhend auf den Bedarf an B-Vitaminen. Hinzu kommt noch, dass unsere westliche Ernährung reich an Zuckerarten und raffinierten Kohlenhydraten ist, die zwar viel Energie liefern, aber kaum ausreichende Nährstoffe enthalten, die der Körper benötigt, um diese Energie gut zu verarbeiten. Einen wichtigen Teil dieser fehlenden Nährstoffe bilden die B-Vitamine.
Für eine optimale Aufnahme von B-Vitaminen ist es außerdem wichtig, dass ein gut ablaufender biochemischer Umwandlungsprozess stattfinden kann. Inaktive B-Vitamine müssen nämlich zunächst im Körper in die biologisch aktive Form umgewandelt werden. Dies gilt unter anderem für die Vitamine B2, B6, B11 und B12.
Wenn die Verdauung Ihres Klienten (noch) nicht gut arbeitet, ist daher die Verabreichung eines hochdosierten und aktiven B-Komplexes mit Sicherheit anzuraten.
Weitere Informationen finden Sie in der Monographie Vitamin-B-Komplex.
[1] Qin B, Xun P, Jacobs DR Jr, et al. Intake of niacin, folate, vitamin B-6, and vitamin B-12 through young adulthood and cognitive function in midlife: the Coronary Artery Risk Development in Young Adults (CARDIA) study. Am J Clin Nutr. 2017 Aug 2. pii: ajcn157834.