Über einen Zeitraum von 12 Jahren untersuchten die Wissenschaftler über 900 gesunde erwachsene Menschen mit einem Durchschnittsalter von 74 Jahren. Keiner der Teilnehmer zeigte zu Beginn der Studie (im Zeitraum zwischen 1997 und 1999) Anzeichen von (Prä-) Diabetes. Inhärenter Bestandteil einer solchen Kohortenstudie ist, dass die Teilnehmer über einen längeren Zeitraum hinweg verfolgt werden. In diesem Fall erfolgte dies bis einschließlich zum Jahr 2009. Regelmäßig wurden die Vitamin-D-Serumkonzentrationen und Nüchtern-Plasmaglucosewerte gemessen sowie ein oraler Glucosetoleranztest durchgeführt.
Im Laufe der Zeit wurde bei 47 Personen Diabetes diagnostiziert. Auch kamen 337 neue Fälle von Prädiabetes hinzu, bei denen der Blutzuckerspiegel deutlich über dem Normwert lag, aber noch nicht hoch genug, um als Typ-2-Diabetes eingestuft zu werden. Als Grenzwert für eine gesunde Konzentration von Vitamin D gingen die Forscher von einem Mindestwert von 30 Nanogramm pro Millimeter (30 ng/ml) 25-Hydroxy-Vitamin-D aus. Dies ist die nicht aktive Form (Calcidiol), die als Vorrat für die aktive Form 1,25-Dihydroxy-Vitamin-D (Calcitriol) dient. Um den Vitamin-D-Status beim Menschen zu bestimmen, wird in der Regel diese nicht aktive Form gemessen.
Der oben genannte Mindestwert von 30 ng/ml liegt um 10 ng/ml über dem von der North American Federal Health Advisory Group (The Institute of Medicine) empfohlenen Wert. Viele Experten plädieren jedoch für noch höhere Vitamin-D-Serumkonzentrationen, die eher im Bereich von 50 ng/ml liegen. In dieser Frage gehen die Meinungen der Experten noch immer recht weit auseinander.
Als bemerkenswert zeigte sich, dass höhere Serumkonzentrationen von 25-Hydroxy-Vitamin-D offenbar mit einem verringerten Risiko für die Entwicklung von Diabetes assoziiert waren. Den Forschern zufolge kann eine Serumkonzentration von 25-Hydroxy-Vitamin-D von weniger als 30 ng/ml als Vitamin-D-Mangel aufgefasst werden. Personen mit derart niedrigen Serumkonzentrationen waren nun, wie die Forscher herausfanden, einem fünffach höheren Risiko ausgesetzt, an Diabetes zu erkranken, als Menschen mit Serumkonzentrationen über 50 ng/ml.
Studienleiter Garland, der zuvor bereits die Zusammenhänge zwischen Vitamin D und anderen chronischen Erkrankungen wie Krebs erforscht hatte, betont, dass diese Studie die früheren Erkenntnissen erweitert: Ein Vitamin-D-Mangel erhöht auch das Risiko für Diabetes. Das muss nicht unbedingt heißen, dass es sich um einen kausalen Zusammenhang handelt. Vielleicht können jedoch hohe Vitamin-D-Konzentrationen den Übergang von Prädiabetes zum Diabetes bis zu einem gewissen Grad verhindern oder verzögern. Ob diese Schlussfolgerung zutrifft, muss durch eine Folgestudie geprüft werden.
In den vergangenen Jahren sind viele Publikationen über chronischen Vitamin-D-Mangel bei vielen Bevölkerungsgruppen erschienen. Experten weisen seit langem nachdrücklich auf die Wichtigkeit einer ausreichenden Versorgung mit Vitamin D für die öffentliche Gesundheit hin, insbesondere hinsichtlich der Prävention von Krebs (Darm, Brust, Lunge, Blase), Osteoporose und Autoimmunerkrankungen.
Um eine Serumkonzentration von 25-Hydroxy-Vitamin-D in Höhe von 30 ng/ml zu erreichen, ist es notwendig, mit 3.000 bis 5.000 internationalen Einheiten (IE) täglich zu supplementieren. Die derzeit empfohlene durchschnittliche Tagesdosis an Vitamin D beträgt 400 IE für Kinder bis 1 Jahr, 600 IE für Menschen im Alter von 1 bis 70 Jahren und 800 IE für Menschen über 70 Jahre, zumindest nach Ansicht der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde National Institutes of Health. Der niederländische Gezondheidsraad empfiehlt ähnliche Zahlen.
Normalerweise ist das Sonnenlicht die mit Abstand wichtigste Vitamin-D-Quelle für den Menschen. Der Körper kann nämlich in der Haut mithilfe des UV-B-Anteils des Sonnenlichts aus einer cholesterinähnlichen Verbindung (7-Dehydrocholesterin) Vitamin D3 (Cholecalciferol) bilden. Heutzutage leben und arbeiten jedoch viele Menschen in geschlossenen Räumen ohne direkten Kontakt zum Sonnenlicht. Darüber hinaus sind auch die Intensität des Sonnenlichts, das Alter und die Farbe der Haut sowie die Nieren- und Leberfunktion entscheidende Faktoren für die Menge des gebildeten Vitamin D. Je nach Lebensstil und Verwendung von Sonnenschutzmitteln und/oder bedeckender Kleidung kann selbst in den Sommermonaten eine gewisse Supplementierung notwendig sein.
https://medicalxpress.com/news/2018-04-vitamin-d-deficiency-linked-greater.html
http://naturafoundation.co.uk/monografie/vitamine_D.html
http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0193070
https://www.salk.edu/news-release/boosting-the-effects-of-vitamin-d-to-tackle-diabetes/