Wie beruhigen Sie Ihre HPA-Achse? GABA erklärt.

Dienstag 14-April-2020

Brein

Wir leben in einer Gesellschaft, die unserer natürlichen Umgebung, in der sich unsere Evolution über Millionen von Jahren vollzogen hat, überhaupt nicht mehr entspricht. Viele von uns und viele unserer Kunden haben sehr lange Arbeitszeiten, sind an Fristen gebunden, hetzen vom Fußballtraining zum Ballettunterricht, haben keine Zeit mehr für ein ruhiges Beisammensein mit Freunden und Familie, um draußen die Sonne zu genießen ... Die aktuelle Größe der Weltbevölkerung belastet die Ressourcen unseres Planeten und auch uns selbst als Menschen sehr. Wir haben eine 'Nahrungsmittelindustrie' entwickelt. Unsere Nahrung wird in Fabriken hergestellt, unsere Gewächse werden einseitig angebaut und mit Chemikalien eingesprüht, die die Ernte verbessern sollen, unser Vieh oder Fisch wird gezüchtet und bearbeitet, mit großen Folgen für den Nährwert und die Nährstoffe, die das Lebensmittel bietet.

Gleichgewicht

Sowohl nährstoffarme Nahrung als auch Bewegungsmangel und Mangel an sozialen Kontakten, emotionaler Stress und die Präsenz von Schadstoffen in der Umgebung und/oder Schlafprobleme führen dazu, dass wir Menschen unser Gleichgewicht verlieren. Die innere Umwelt und unser Körper streben stets nach Homöostase, nach einem Gleichgewichtszustand. Ab und an ein kurzer, heftiger Stressreiz, den wir in der Evolution oft erfahren haben, wie Hunger, Durst, Hitze, Kälte, bringt uns aus der Homöostase und setzt Wirkungsmechanismen in Gang, die uns innerhalb einer geraumen Zeit doch wieder in die Homöostase zurückführen. In diesem Fall sprechen wir von einem kurzfristigen, physiologischen, hormetischen Reiz, der gesund und essentiell zur Aufrechterhaltung der Gesundheit ist: Dieser bewahrt unsere Flexibilität.

Im Gegensatz dazu sind die Stressreize, denen wir in unserer heutigen Gesellschaft ausgesetzt sind, oft nicht kurzfristig und in der menschlichen Evolution oft auch sehr neu: zum Beispiel Bewegungsmangel, die Präsenz von Bildschirmen oder neue, von der chemischen Industrie verursachte Umweltgifte, um nur ein paar zu nennen. Und gerade in diesen unsicheren Zeiten einer Pandemie, wie der aktuellen Corona-Pandemie, stehen sehr viele Menschen unter langfristigem Stress.

 

HPA-Achse

Jedes Mal, wenn unser Gehirn einen Stressreiz wahrnimmt, wird ein neuroendokrinologisches System aktiviert: die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA-Achse). Wird diese HPA-Achse langfristig aktiviert und die Homöostase langfristig beeinträchtigt, was aktuell bei vielen Menschen der Fall ist, kann die langfristige Produktion von Kortisol große Gesundheitsprobleme verursachen. Einer der wichtigsten Eingriffe von Fachkräften aus dem Gesundheitswesen ist die Beruhigung der HPA-Achse, damit der Körper die Möglichkeit erhält, seine Homöostase wiederherzustellen.

Ein interessanter Wirkmechanismus zur Beruhigung der HPA-Achse wird ausgelöst durch den Neurotransmitter GABA. Das ist unser wichtigster inhibierender (hemmender) Neurotransmitter, der überall in unserem Gehirn die Reize bremst, sobald genug stimulierende Signale übermittelt wurden. Übermäßig viele stimulierende Signale können für unser Gehirn schädlich sein. GABA hemmt auch die HPA-Achse.

 

GABA

Es wurde ein Bezug nachgewiesen zwischen einem GABA-Mangel und Ruhelosigkeit oder besorgtem Verhalten, Panikanfällen, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Suchtverhalten, Depressionen, Epilepsie, Parkinson und kognitiven Rückschritten. Angesichts der Tatsache, dass neben unserem neurologischen System auch weitere Organe den hemmenden Neurotransmitter GABA nutzen, steht ein GABA-Mangel auch in Verbindung mit Bluthochdruck, Diabetes, Leberschäden, Nierenschäden und Allergien.

Die folgenden Strategien tragen zu einer Verbesserung der GABA-Produktion bei. Natürliche Nahrungsquellen zur GABA-Produktion sind unter anderem Dicke Bohnen, grünes (Blatt-)Gemüse, Tomaten, Zwiebeln, Eier aus Bodenhaltung sowie frische Nüsse und Samen. Um endogenes GABA produzieren zu können, brauchen wir genug Baustoffe und Cofaktoren. GABA wird unter dem Einfluss des Enzyms Glutamat-Decarboxylase (GAD) mit dem Cofaktor Pyridoxal-5-Phosphat (aktives Vitamin B6) aus Glutaminsäure synthetisiert. Der körpereigene Vorrat an GABA kann auch gut durch ein Nahrungsergänzungsmittel wieder aufgefüllt werden. Haben Sie auch schon einmal daran gedacht, Phytotherapie zur GABA-Stimulierung anzuwenden? Viele Pflanzen enthalten GABA. Ein paar Beispiele hierfür sind Camellia sinensis, Valeriana officinalis, Hypericum perforatum und Passiflora incarnata.

Außerdem sind auch alle entzündungshemmenden Eingriffe für das Gehirn interessant. Die GABA-Produktion nimmt bei Entzündungsaktivität im Gehirn nämlich ab. Zur Hemmung neurogener Entzündungen sind Omega-3-Fettsäuren sehr wichtig. Omega-3-Fettsäuren im Gehirn hemmen sogar direkt die Kortisol-Produktion.

Schließlich gibt es einen starken Zusammenhang zwischen dem Darmmikrobion und der GABA-Produktion. Unser Darmmikrobion ist ein großer Produzent neuroaktiver Stoffe und von Neurotransmittern, darunter GABA. Unser Darm kann GABA selbst herstellen, wenn er die richtigen Bakterien enthält. Die Darmgesundheit ist also auch ein Faktor, der berücksichtigt werden muss, wenn jemand eine überaktive HPA-Achse hat.

 

Wissen in der Praxis

Wir haben den hemmenden Einfluss von GABA auf die HPA-Achse beschrieben sowie die Eingriffe, die Sie selbst zur GABA-Stimulierung vornehmen können. Denken Sie dabei an Eingriffe bezüglich der Ernährung, einen Eingriff zur Hemmung neurogener Entzündungen (Omega-3), einen Eingriff ins Mikrobion (unter anderem mit Probiotika) und den Einsatz von pflanzlichen Extrakten, die GABA enthalten, sowie die direkte Gabe von GABA über ein Nahrungsergänzungsmittel. Achten Sie bei einem GABA-Nahrungsergänzungsmittel darauf, dass es Cofaktoren und Synergisten (wie die Vitamin-B-Gruppe) enthält; das verbessert die Wirkung. Achten Sie bei Nahrungsergänzungsmitteln immer auf mögliche Nebenwirkungen, Kontraindikationen und Wechselwirkungen. Konsultieren Sie hierzu unsere Monographien.