Baustoff von Knorpel und Bindegewebe
Glucosamin stimuliert und dient als Baustoff für die Produktion von:
Proteoglykanen: Glucosamin ist das wichtigste Substrat für die Biosynthese von Proteoglykanen. Proteoglykane sind Bestandteil der Knorpelmatrix, die dem Kollagen Struktur, aber auch Flexibilität geben. Der Gelenkknorpel besteht aus einer Matrix von Kollagen und dazwischen einem Gel aus Wasser, Proteoglykanen und Zellen (Chondrozyten). Dieser fungiert unter guten Umständen als eine Art Stosskissen zwischen den beiden Gelenkteilen.
Bei Patienten mit Arthrose und anderen Gelenkerkrankungen ist diese Funktion gestört. Es besteht dann ein Mangel an Proteoglykanen, weil nicht mehr genügend Nährstoffe durch die Knorpelmatrix eingebracht werden können. Dadurch entsteht eine Unterernährung der Chondrozyten und sie können nicht mehr adäquat Knorpelmatrix produzieren. Dies resultiert in einem dünner und weniger elastisch werden des Gelenkknorpels und der Bandscheiben sowie im schmaler werden der Gelenkhöhle durch Abnahme der Gelenkflüssigkeit.
Ein sogenannter "Cochrane-Review" war letztes Jahr auch positiv über Glucosamin. Fazit war, dass Glucosamin bei der Behandlung von Schmerzen und funktioneller Behinderung aufgrund von Arthrose besser abschneidet als Placebo, zumindest wenn die Studie mit Rotta, einem pharmazeutischen Glucosaminsulfat-Präparat, durchgeführt wurde, was mit Abstand bei den meisten Glucosamin-Studien der Fall war. Die anderen Glucosamin-Präparate (meistens Glucosamin-Hydrochlorid) zeigten keine Wirkung.
Aus diesen und anderen Analysen ist der Schluss zu ziehen, dass Glucosaminsulfat bei Arthrose, insbesondere des Knies, wirksam ist, vor allem wenn die Untersuchungsperiode mehrere Monate oder länger dauerte. Andere Formen von Glucosamin, wie Glucosamin-Hydrochlorid, sind nicht wirksam. Eine Studie (mit Glucosamin-HCl) im New England Journal of Medicine, wovon das Ergebnis im vergangenen Jahr in der Boulevardpresse mit "Glucosamin wirkt nicht" übersetzt wurde, kann auf diese Weise erklärt werden.
Breiteres Indikationsgebiet: Die klinische Anwendbarkeit von Glucosamin reicht wahrscheinlich weiter als nur für Arthrose. Glucosaminsulfat wird ebenfalls für die Synthese von weiteren Glykosaminoglykanen benötigt, die ein integraler Bestandteil von Bindegewebsstrukturen an verschiedenen anderen Stellen im Körper wie der Haut, der Darmwand und den Blutgefässen sind. Daher scheint der Einsatz von Glucosaminsulfat auch bei anderen Erkrankungen sinnvoll wie bei reduzierter Elastizität des Bindegewebes, Knorpel und kollagenhaltigen Geweben, Dekubitus, Krampfadern und Hämorrhoiden. Möglicherweise spielt es auch bei der Wundheilung, unter anderem wegen der stimulierenden Wirkung von Glucosamin auf die Hyaluronansynthese durch Fibrolasten im Wundbereich, eine Rolle. Auch gibt es Hinweise auf einen Einfluss bei chronischen Darmentzündungen. Obschon der Einsatz von Glucosamin bei diesen Indikationen aufgrund von theoretischen Argumenten und anekdotischem Beweis meistens zu rechtfertigen ist, gibt es immer noch zu wenig Untersuchungen, um diese Anwendungen mit klinischen Studien untermauern zu können.
Elementare Menge von Glucosamin
Im vergangenen Jahr wurde in den Niederlanden vereinbart, zukünftig in Produktnamen und auf der Vorderseite von Verpackungen lediglich die elementare Menge von Glucosamin zu vermelden. Dies, um den Vergleich der Glucosaminmenge von verschiedenen Produkten zu erleichtern. Auf diese Weise lässt sich beispielsweise die Glucosaminmenge eines Glucosaminsulfatproduktes besser mit einem Produkt, das lediglich Glucosamin-Hydrochlorid enthält, vergleichen. Ausserdem wird so jetzt auch vermieden, dass Firmen die Gesamtmenge von Glucosaminsulfat eines Produktes vermelden, als wenn es die Gesamtmenge von Glucosamin wäre. Dies kann für den Verbraucher irreführend sein. In der Zutatenliste steht jetzt laut Gesetz neben der Menge von elementarem Glucosamin auch die Menge der Salzverbindung angegeben. Nachstehende Zahlen werden Sie somit oft auf den Etiketten sehen.