ALC hat verschiedene Wirkungen auf den Gehirnstoffwechsel:
Donor von Acetylgruppen: In der Zelle fungiert ALC als Donor von Acetylgruppen. Acetylgruppen sind essenziell für eine Vielzahl von Zellfunktionen, einschließlich der Produktion von Neurotransmittern. Durch Acetylierung werden eine Vielzahl von Zellproteinen, Enzymen und anderen Verbindungen reguliert. Zum Beispiel erhöht ALC die Produktion des Nervenwachstumsfaktors (eine Schlüsselsubstanz für das Wachstum von Nervengewebe) sowie von Beta-Endorphin.
Verbesserung der Neurotransmitterbildung (Acetylcholin): Acetyl-L-Carnitin kann seine Acetylgruppe auch an Cholin abgeben, um Acetylcholin, den für das Gedächtnis und die Denkprozesse wichtigsten Neurotransmitter, zu bilden. Die Aktivität des Enzyms, das aus der Acetylgruppe und Cholin Acetylcholin bildet, nimmt mit zunehmendem Alter ab, was zu einer Abnahme des verfügbaren Acetylcholins führt. Dieser Prozess spielt wahrscheinlich eine wichtige Rolle beim Nachlassen der Gehirnfunktionen im höheren Alter. Bei der Alzheimer-Krankheit kann eine Abnahme der Konzentration von Acetylcholin um bis zu 90 % auftreten.
Mitochondrialer Stoffwechsel / Zellenergie: Einer der wichtigsten Prozesse, der auf zellulärer Ebene eine Rolle bei der Alterung spielt, ist eine eingeschränkte Funktion der Mitochondrien. In den Mitochondrien finden die gesamte oxidative Verbrennung der Zelle und damit der Hauptteil der Energieproduktion statt. Weil mit aerober (= oxidativer) Verbrennung sehr viel effizienter ATP (Adenosintriphosphat, und damit zelluläre Energie) gebildet werden kann als mit anaerober Verbrennung, bestimmt die Mitochondrienfunktion in hohem Maße, wie viel Energie erzeugt werden kann, und beeinflusst dadurch den Verlauf einer Vielzahl von chemischen Prozessen, die von einer ausreichenden Energiezufuhr abhängig sind. So sind zum Beispiel nicht nur die Entgiftung, die Reparatursysteme, die DNA-Replikation, die Regulierung des osmotischen Gleichgewichts, sondern auch übergeordnete Prozesse wie das Gedächtnis sämtlich von einer ausreichenden ATP-Zufuhr abhängig. Darum ist der Erhalt gut funktionierender Mitochondrien wichtig für den Erhalt der allgemeinen Gesundheit während des Älterwerdens.
Der Stoffwechsel von Mitochondrien ist nicht vollkommen effizient und im Normalfall werden bei der Energieerzeugung etwa 1-3 % des verbrauchten Sauerstoffs statt in ATP in schädliche Superoxid-Radikale umgewandelt. Mit zunehmendem Alter verringert sich diese Effizienz jedoch noch weiter (ebenso wie der antioxidative Schutz), wodurch in den Mitochondrien mehr Schäden an der mitochondrialen DNA und RNA sowie den Proteinen und Membranen auftreten. Als Folge dieser Schäden wird Sauerstoff weniger gut reduziert, wodurch mehr freie Radikale und mehr schädliche Nebenprodukte der Fettsäure-Peroxidation erzeugt werden, zum Beispiel Aldehyde (unter anderem Malondialdehyd), die die Mitochondrien weiter schädigen können. Das kann zu einem Teufelskreis aus verminderter mitochondrialer Effizienz und dadurch erhöhter Beschädigung führen, wodurch die Effizienz noch weiter abnimmt. Dies wiederum beeinträchtigt die Fähigkeit, ATP in den Mitochondrien zu erzeugen, insbesondere in Zeiten eines erhöhten Energiebedarfs. Acetyl-L-Carnitin scheint, insbesondere, wenn es zusammen mit Alpha-Liponsäure verwendet wird, in der Lage zu sein, das altersbedingte Nachlassen des Mitochondrien-Stoffwechsels zumindest teilweise wieder rückgängig zu machen. ALC befördert genau wie L-Carnitin langkettige Fettsäuren und Acetyl-Coenzym-A in die Mitochondrien. Einmal in den Mitochondrien angekommen, werden die Fettsäuren durch „Beta-Oxidation“ aufgespalten und Acetylgruppen im Zitronensäurezyklus weiter oxidiert, ein Verfahren, bei dem (insbesondere im Vergleich zum anaeroben Stoffwechsel) viel ATP freigesetzt wird. Acetyl-L-Carnitin verhindert (wie auch L-Carnitin) toxische Ansammlungen von Fettsäuren im Cytoplasma und von Acetyl-CoA in den Mitochondrien, und machen das Acetyl-CoA zur Energiegewinnung in den Mitochondrien nutzbar.
Mit zunehmendem Alter steht eine Reihe von Substanzen, die wichtig für die Energieproduktion in den Mitochondrien sind, in immer geringerem Maße zur Verfügung. Eine davon ist das Phospholipid Cardiolipin, das als ein wichtiger Cofaktor für den Transport einer Reihe von Substanzen in den Mitochondrien und für das richtige Funktionieren der Elektronentransportkette fungiert. ALC scheint in der Lage zu sein, die altersbedingte Abnahme von Cardiolipin zurückzudrängen und fast wieder jugendliche Niveaus herzustellen, mit dem Ergebnis, dass in einem Tierversuch die untersuchten älteren Tiere wieder über mehr Energie verfügten und aktiver waren.
Oxidativer Schutz: Diese Steigerung der mitochondrialen Energieproduktion hat jedoch ihren Preis. Die Elektronentransportkette „leckt“ immer ein wenig und verliert daher einen gewissen Prozentsatz von Elektronen, wodurch ein kleiner Teil des verbrauchten Sauerstoffs in schädliche Superoxidradikale umgewandelt wird. Eine Erhöhung der Energieproduktion bedeutet somit auch eine Erhöhung der Produktion von reaktiven Sauerstoffteilchen. Jedoch ist dieser Effekt nur bei hohen Dosen von ALC messbar und tritt offenbar nur in der Leber auf. Paradoxerweise liegen stattdessen starke Hinweise darauf vor, dass ALC das Gehirngewebe gegen Schäden durch Superoxidradikale schützt. Die Verabreichung von ALC verringerte den oxidativen Stress in verschiedenen Bereichen des Gehirns bei 24 Monate alten Ratten auf das Niveau von 18 Monate alten Tieren. Oxidative Schäden am Hirngewebe sind ein wichtiger Faktor bei der Alterung und neuronalen degenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson. Idealerweise sollte ALC daher mit einem guten Antioxidans kombiniert werden und es wurden daher in den letzten Jahren Untersuchungen mit einer Kombination aus ALC und Alpha-Liponsäure durchgeführt. Alpha-Liponsäure ist ein wichtiger Cofaktor für mitochondriale Enzyme und (in reduzierter Form) auch ein starkes Antioxidans, Induktor von Glutathion und Recycler von anderen wichtigen Antioxidantien. Genau wie ALC bewegt sich auch Alpha-Liponsäure leicht durch Membranen. Diese Kombination scheint sehr wirkungsvoll zu sein: In Untersuchungen an älteren Ratten konnte diese Kombination die Mitochondrienfunktion im Hippocampus wiederherstellen, sodass sich das Membranpotential, das ein wichtiger Indikator für die Mitochondrienfunktion ist, nicht mehr von dem junger Tiere unterschied.
Reduktion von Lipofuscin-Anhäufung: Auch Anhäufungen des sogenannten Alterspigments Lipofuscin können durch ALC reduziert werden. Lipofuscin ist ein unlöslicher Komplex aus vernetzten Proteinen, oxidierten Fetten und anderen Nebenprodukten des oxidativen Stresses. Die Anhäufung von Lipofuscin im Gehirn stellt einen wichtigen Faktor bei der Alterung des Gehirns dar. Wenn die normalen Zellfunktionen zu sehr durch Lipofuscin gestört werden, sterben die betroffenen Zellen ab (Apoptose), sodass auf die Dauer die Gehirnfunktionen beeinträchtigt werden. Die braunen Pigmentflecke auf den Händen mancher älterer Menschen bestehen aus Lipofuscin und bilden einen Hinweis auf Lipofuscin-Anhäufungen im Körper, insbesondere im Herzen, in der Leber, im Gehirn und in den Augenlinsen.
Stabilisierung von Zellmembranen: Membranen sind die Arbeitsoberfläche der Zellen, auf der die essenziellen Funktionen der zellulären Kommunikation und hormonellen Signalübertragung stattfinden. Nervenzellen sind zur Aufrechterhaltung eines gut funktionierenden Neurotransmitterstoffwechsels auf eine gesunde Zellmembran angewiesen. Studien am Menschen haben gezeigt, dass ALC die Fluidität der Membranen stabilisieren kann.
Wachstum und Differenzierung von Neuronen: In dem Maß, in dem Nervenzellen älter werden, nimmt ihre Fähigkeit, Ableger als Kontaktflächen zu anderen Nervenzellen zu bilden, ab. Die Verabreichung von ALC bei älteren Ratten über einen Zeitraum von 6-22 Monaten konnte diesen Abbau teilweise wieder rückgängig machen. ALC kann in altem Gehirngewebe einen wichtigen Wachstumsfaktor von Nerven (Nerve Growth Factor) wiederherstellen und (nach einer gewissen Zeit) auch das Wachstum und die Differenzierung von Nervengewebe stimulieren.
Verbesserung der neuronalen Rezeptorfunktionen: Bei vielen Rezeptorsystemen im zentralen Nervensystem nimmt die Anzahl der Rezeptoren mit zunehmendem Alter ab, dies betrifft zum Beispiel das NMDA-Rezeptorsystem, die NGF-Rezeptoren, die Glucocorticoid-Rezeptoren und Rezeptoren für weitere Neurotransmitter. ALC kann diese Rezeptorreduktion wieder umkehren, wodurch sich die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen verbessert.
Regulator von Glucose und Glykogenmetabolismus: ALC verbessert den Fettsäure- und Glucoseabbau, wodurch die kognitiven Funktionen gesteigert werden, was sich möglicherweise positiv auf das psychische Wohlbefinden auswirken kann.
Immunstärkung: ALC scheint eine kräftige immunstärkende Wirkung zu besitzen, sodass es in letzter Zeit immer mehr ins Zentrum der HIV-Therapie rückt. Dieser Effekt hängt wahrscheinlich mit einer positiven Wirkung auf die Gesundheit des Nervensystems zusammen, die auch der Aktivität des Immunsystems zugute kommt.
Alkoholvergiftung: ALC hat eine Schutzfunktion gegen die toxische Wirkung von Alkohol. So konnte bei 55 chronischen Alkoholikern nach einer 90-tägigen Anwendung von ALC eine signifikante Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten festgestellt werden. Außerdem wurde (bei Ratten) eine Schutzwirkung von Acetyl-L-Carnitin gegen Hirnschäden beim Fötus durch Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft beobachtet.